Velia
Elea, Ausgrabungen & Philosophen

Velia, auch Elea, war neben Paestum die zweite wichtige griechische Kolonie im Cilento. Die Überreste der antiken Stadt, die sich auf dem heutigen Gemeindegebiet von Ascea befinden, sind in Form der Akropolis von weithin sichtbar. Bekanntheit in der antiken Welt erlangte Velia durch die ansässige Eleatische Schule.

Velia oder Elea?

Oder doch Ascea? Zugegeben, die Namensgebung und die geographische Verortung von Velia in der Region Kampanien können zu Verwirrung führen. Doch ist des Rätsels Lösung ganz einfach. 

Um ca. 540 v. Chr. gründeten die Phokäer, die vor den Persern aus Anatolien geflohen waren, die griechische Stadt Elea. Als die Kolonie um 88 v. Chr. zu einem römischen Municipium wurde, wurde ebenfalls der Ortsname romanisiert. Fortan sprach man von Velia. 

Heute liegen die Ausgrabungen der einstigen griechischen Stadt auf dem Gemeindegebiet von Ascea, genauer im Norden des Badeortes Marina di Ascea. Als 1888 für den Bau der Eisenbahnlinie durch den Cilento mehrere Tunnel gegraben werden mussten, entdeckte man die Überreste Eleas, das in seiner Blütezeit zu den wohlhabendsten Städten der Magna Graecia zählte.

Die Geschichte von Elea und Velia

Seinen Wohlstand verdankte Elea zunächst seiner strategisch günstigen Lage an den Haupthandelswegen der damaligen Zeit. Die Kolonie verfügte über zwei Häfen, die damals direkt vor den Stadttoren lagen. Später, während der Punischen Kriege, verbündete sich die Stadt mit Rom. Das Bündnis brachte weitere wirtschaftliche Vorteile mit sich, da Elea Rom mit Schiffen versorgte.

In anderen Konflikten verhielt sich die Kolonie – im Gegensatz zu Paestum – hingegen meist neutral oder legte großes diplomatisches Geschick an den Tag. Unzählige Versuche, die Stadt zu erobern, konnten somit vereitelt werden. Selbst als Elea zu Velia, sprich zu einem Municipium Roms, wurde, durften die Bewohner ihre eigene Währung sowie die griechische Sprache beibehalten.

Der Niedergang Velias setzte ein, als die Römer ihre Handelswege in Richtung Orient verlagerten. Sie forcierten den Bau von Straßen und Häfen an der Adria. Zudem versandeten die Hafenanlagen Velias zunehmend. Um das 5. Jh. n. Chr. war Velia schließlich zu einem kleinen, unbedeutenden Fischerdorf zusammengeschrumpft.

Einzig der Hügel der Akropolis blieb noch für einige Jahrhunderte bewohnt. Dort entstand eine Festung, deren Überreste bei einem Besuch zu besichtigen sind. Das markanteste Bauwerk ist der normannisch-angevinische Festungsturm.

Die Ausgrabungen von Velia

Velia bestand aus zwei Stadtteilen – der Nord- und der Südstadt. Die Porta Rosa, das heutige Wahrzeichen von Velia, markierte dabei den Übergang von Nord nach Süd. Die heutigen Ausgrabungen zeigen nur die Südstadt Velias und die über ihr thronende Akropolis. Der Zugang erfolgt über die Porta Marina Sud. Hier befinden sich auch die Kasse und die Information.

Die Porta Marina Sud war eines von zwei Stadttoren. Velia konnte nur von hier oder vom Fluss Alento aus, wo sich das zweite Tor befand, betreten werden. Den Rest umgab eine Mauer, die ursprünglich aus Lehmziegeln errichtet wurde. Die Ausgrabungen ergaben, dass in Velia gar eine Ziegelmanufaktur ansässig war. Die Velia-Ziegel wurde vielfach ins Umland verkauft.

Die Porta Rosa

Spaziert man heute über die Ausgrabungen und gelangt an die Porta Rosa, denkt man zunächst, es handele sich um das einstige Stadttor Velias. Schließlich eröffnet sich dahinter die weite, von Olivenbäumen dominierte Landschaft des Cilento. 

Doch fungierte die aus Sandstein und ohne Mörtel gebaute Porta Rosa eigentlich als Schleuse zwischen den beiden Stadtteilen Velias. Sie diente in erster Linie zur Verteidigung der Stadt. War ein Teil Velias von den Angreifern eingenommen, konnte sich das Heer hinter die Porta Rosa zurückziehen und sich auf die Verteidigung des zweiten Stadtteils konzentrieren.

Die Akropolis und der Festungsturm

An den Hängen der Akropolis befinden sich die ältesten Teile Eleas bzw. der Ortschaft, die sich hier bereits vor Eintreffen der Phokäer befand. Der Hügel, der sich über die Stadt erhob, war lange Zeit das Zentrum des öffentlichen und religiösen Lebens. Die Überreste, welche man heutzutage auf der Akropolis findet, stammen jedoch aus der Zeit des Mittelalters. Einzig die Fundamente eines der Athene gewidmeten Altars zeugen noch von den griechischen Gründungsvätern.

Die Römer errichteten auf dem Hügel schließlich ein Amphitheater, in dem 2000 Zuschauer Platz fanden. Aus dem Mittelalter, als auf der Akropolis eine bewohnte Festung entstand, stammen hingegen der normannisch-angevinische Festungsturm, die Cappella Palatina und die Chiesa Santa Maria di Porto Salvo. 

In der Cappella Palatina aus dem 12. Jh. ist ein kleines Museum untergebracht, in dem die Fundstücke der Ausgrabungen von Velia ausgestellt sind. Darunter befindet sich die Büste des Philosophen Parmenides, einem der Hauptvertreter der Eleatischen Schule.

Der Pozzo Sacro und die Thermen Velias

Hinter der Porta Marina Sud stößt man auf den Pozzo Sacro aus hellenistischer Zeit. In dem ca. 8 m tiefen Schacht des Brunnens wurden bei den Ausgrabungen Münzen, Terrakottascherben und Inschriften gefunden. Sie lassen darauf schließen, dass die Gläubigen, vor allem die Seefahrer, ihre Gaben an die Götter in den Brunnen warfen bevor sie in See stachen und der Pozzo in erster Linie religiösen Zwecken diente.

Gleich hinter dem Heiligen Brunnen trifft man auf die Überreste der römischen Thermen aus dem 2. Jh. v. Chr. Hier sind vor allem die Bodenmosaike sehenswert. Weitere Mosaike und Fresken aus einer späteren Zeit sind in der Casa degli Affreschi zu sehen, die zum Teil offen gelegt ist.

Die Eleatische Schule und ihre Philosophen

Untrennbar ist der Name Eleas bzw. Velias mit der Eleatischen Schule verbunden. Sie machte die Kolonie in der Magna Graecia bekannt und verlieh ihr zudem einen angesehenen Ruf. Zu ihren wichtigsten Vertretern zählen Parmenides, Zenon und Melissos.

Die Lehre des einzigen, unveränderlichen und ewigen Seins, welches die in Elea gegründete Philosophenschule postulierte, hat die abendländische Philosophie nachhaltig geprägt. Es war vor allem Parmenides, der mit seinem fragmentarisch überlieferten Lehrgedicht „Über das Sein“ und seiner Suche nach der Wahrheit jenseits der wahrnehmbaren Wirklichkeit den Grundstein der Eleatischen Schule legte.

Parmenides lebte von ca. 510 – 435 v. Chr. in Elea und genoss ein hohes Ansehen in der Stadt. Unter anderem verfasste er Gesetze für Elea und wurde zu diplomatischen Zwecken nach Athen gesandt. Einer seiner Schüler war Zenon, von dem verschiedene Gleichnisse, wie das von Achill und der Schildkröte, übermittelt sind.

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